Laila Noor

BILDUNG IST DER SCHLÜSSEL ZUR UNABHÄNGIGKEIT

Laila Noor wurde als Tochter von Ghulam Mohammad Farhad geboren. Er war von 1948 bis 1954 Oberbürgermeister der Stadt Kabul, modernisierte die Altstadt, ließ Straßen bauen und führte wieder den Rechtsverkehr ein. Die Sympathie ihres Vaters für Deutschland, der 1921 als Stipendiat Elektrotechnik in München studierte, prägte ihre Jugend. Mit 17 Jahren ging Laila Noor für ein Jahr nach Berlin und lernte am Goethe-Institut die deutsche Sprache.

1967 heiratete sie in Kabul Siddique Noor. Einen Studienaufenthalt ihres Mannes in Hannover nutzte sie, um ihrer Freude an Farben und schönen Stoffen mit der Ausbildung zur Modedesignerin eine professionelle Grundlage zu geben. Zurückgekehrt nach Kabul arbeitete Laila Noor zunächst bei der Botschaft der USA , später in der Kultur- und Presseabteilung der deutschen Botschaft – eine Zeit, die ihr viele Kontakte und bleibende Freundschaften mit deutschen Freunden ihres Landes vermittelte.

Der Einmarsch der sowjetischen Armee 1979 in Afghanistan zwang die junge Familie, Laila war inzwischen Mutter von zwei Söhnen, zu einer über Pakistan nach Deutschland zu fliehen. Unterstützt von deutschen Freunden und afghanischen Landsleuten begann für Laila und ihre Söhne ein neues Leben in Bremerhaven, während ihr Mann bei der deutschen Polizei in Berlin arbeitete. Nach dem 11. September wurde er als deutscher Chefberater nach Afghanistan geschickt, wo er von 2002 bis 2007 tätig war; danach arbeitete er als Chefberater der Europol in Afghanistan.

Laila nutzte währenddessen jede freie Minute, um durch Vorträge und mit Ausstellungen die deutsche Öffentlichkeit über das Schicksal ihres Landes aufzuklären. Dabei setzte sie auch ihre Mode ein, in der sie westliche Motive mit afghanischer Kultur verband und so Gemeinsamkeiten zwischen den Nationen offenbarte.

Mit dem Umzug nach Bremen engagierte sich Laila unermüdlich in Vorträgen und öffentlichen – auch vom Fernsehen Übertragenen – Diskussionen für die Zukunft ihres Landes. Ihr Ziel: Ein neues Afghanistan in Unabhängigkeit und Freiheit und in friedlicher Koexistenz mit sich und seinen Nachbarn. Daneben kümmerte sie sich um die gezielte Förderung von Projekten zur Reaktivierung des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens in Afghanistan. In ihrer langjährigen Mitgliedschaft bei den Cosmopolitan-Ladies sowie im Afghanischen Frauenverein organisierte sie viele Veranstaltungen, deren Erlös geflüchteten Frauen und Kindern in Afghanistan und Pakistan zugute kam.

Getreu ihres Mottos: „Bildung ist der Schlüssel“ initiierte sie 2002 die Gründung der „Independent Afghan Woman Association e.V.“. Als Vorsitzende der „IAWA“ galt ihr Fokus seitdem insbesondere dem Neuaufbau des afghanischen Staates. Dabei wurde sie zur Stimme der Frauen und Kinder, deren Belange sie vertrat und unterstützte. Im Vordergrund standen dabei der Bau und die Einrichtung von Schulen. 2004 wurde die erste Schule der „IAWA“ in der Nähe von Kabul gebaut. Mit Hilfe von privaten Sponsoren haben seitdem ca. 18.000 Kinder eine Schulausbildung zu bekommen. Inzwischen hat der Verein zehn Schulgebäude und eine Kindertagesstätte im Umkreis von Kabul errichtet, dazu gehören vor allem auch Schulen für Mädchen. Zusätzlich gab es in den Schulen auch Alphabetisierungs- und Nähkurse für Frauen zwischen 17 und 70.

Seit der Machtübernahme der Taliban im Herbst 2021 ist der Bau von weiteren Schulen derzeit nicht mehr das Hauptanliegen des Vereins. Aktuell werden die Spenden dazu genutzt, die Schüler und Schülerinnen sowie die MitarbeiterInnen und deren Familien der „IAWA“ mit dem Lebensnotwendigsten zu unterstützen. Laila Noor ist es außerdem gelungen, drei besonders bedrohten ehemaligen SchülerInnen die Flucht zu ermöglichen. Laila Noor und ihr Verein stehen permanent im direkten Kontakt mit Vertrauten in Afghanistan. Sobald es die Situation erlaubt, wird Laila Noor wieder in ihre Heimat reisen und ihr Engagement dort einsetzen, wo Hilfe benötigt wird.

In Anerkennung ihrer jahrelangen Verdienste für Afghanistan wurde Laila Noor mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt:

  • 2008 empfing sie der damalige Bundespräsident Köhler
  • im selben Jahr verlieh ihr das afghanische Bildungsministerium den Bildungsorden
  • 2014 erfolgte die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande von Bundespräsident Joachim Gauck in Berlin
  • 2016 wurde sie vom damaligen Präsidenten Aschraf Ghani für ihr Engagement in Afghanistan geehrt
  • Seit 2018 ist Laila Noor die erste Trägerin des Victress International Awards
  • 2021 erhielt sie die „Goldene Erbse“