Laila Noor
eine Frau, eine Mission
„Kinder sind die Zukunft eines jeden Landes“, sagt Laila Noor. Da die gebürtige Afghanin auch dann noch einen Apfelbaum pflanzen würde, wenn keine Hoffnung mehr besteht, ist sie unermüdlich im Einsatz für ein großes Ziel: Die Gründerin des Vereins Independent Afghan Women Association möchte Bildung und damit Aufklärung in ihre Heimat bringen. In den vergangenen 17 Jahren konnten aufgrund ihres Engagements 4 Schulen mit mehreren Gebäuden in der Gegend von und in Kabul gebaut werden, ca. 18000 Jungen und Mädchen werden seitdem statt in provisorischen Hütten oder Zelten ohne sanitäre Einrichtungen in soliden, voll ausgestatteten Gebäuden unterrichtet. Laila Noor ist es wichtig, dass beide Geschlechter die Chance auf Bildung haben, denn nur so, sagt sie, könne eine Brücke des gegenseitigen Verständnisses und Respekts gebaut werden.
Nahezu 60 Prozent der afghanischen Bevölkerung sind Analphabeten. Für die emphatische Kämpferin Noor ist Bildung der Schlüssel zum Leben. Bildung und Aufklärung seien die stärkste Waffe gegen Fanatismus und Diskriminierung, so die zweifache Mutter.
Als Tochter des ehemaligen Bürgermeisters von Kabul wurde sie sehr liberal erzogen. Mit 17 Jahren ging sie nach Berlin, studierte Deutsch am Goethe Institut. In Hannover machte sie eine Ausbildung zur Modedesignerin und ging dann zurück nach Kabul. Dort arbeitete Laila Noor bei der Botschaft der USA und von 1971-78 in der Kultur- und Presseabteilung der deutschen Botschaft.
Als 1979 die russische Armee Afghanistan besetzte, floh sie mit ihrer Familie zunächst nach Bremerhaven, dann nach Bremen. Dort lebt sie bis heute.
Das zierliche Energiebündel zog mit ihrem Mann die beiden Söhne groß und gründete ihr Modelabel „LN-Modedesign“. Ihre Designs verzaubern durch elegante Schnitte mit traditionellen Designs aus afghanischen alten Stickereien: „Ich habe aus der Verbindung von Kunst und Kultur eine Brücke zur öffentlichen Aufmerksamkeit gebaut. Und gebe so den Frauen, deren Stimme sonst niemand hört, Ausdruck“ – und sie begann darüber hinaus, sich für ihre ehemalige Heimat zu engagieren. In Vorträgen und Ausstellungen gab sie vor allem den Frauen ihre Stimme. Seither setzt sie sich ohne Rücksicht auf eigene Befindlichkeiten für die Förderung und Erziehung afghanischer Mädchen und Frauen ein. Wann immer es die politische Lage zulässt, reist sie in das Land am Hindukusch. Allen Widerständen zum Trotz leistet Laila Noor konsequent Aufklärungsarbeit, in dem sie Schulen mit uneingeschränktem Zugang für Mädchen baut. Sie macht sich stark für die Ausbildung von Witwen und behinderten Mädchen und Frauen. Und so ganz nebenbei bringt sie auf charmante Art den Menschen in Deutschland und Europa die afghanische Kultur näher.
„Verlier nie die Hoffnung, meine Liebe, Wunder gedeihen im Verborgenen“ ist nicht nur ein Zitat ihres afghanischen Lieblingsdichters Rumi. Es ist Laila Noors Leitgedanke. Doch wenn es darauf ankommt, agiert sie ganz offensiv und öffentlich, immer sehr zielgerichtet und stets voll mitreißender Ambition auf der politischen Bühne oder vor Publikum bei ihren zahlreichen Veranstaltungen.
Inzwischen wurde Laila Noor für ihr ehrenamtliches Engagement mit vielen bedeutenden Auszeichnungen geehrt, darunter auch das Bundesverdienstkreuz am Bande. Doch darüber redet sie gar nicht so gerne. Viel lieber berichtet sie von den strahlenden Kinderaugen, die dankbar sind für die Möglichkeit zu lernen und so eine Chance auf eine bessere Zukunft haben.